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BACKSTEINE WOLLISHOFEN

Aktualisiert: 21. Jan. 2023

Der Titel BACKSTEINE WOLLISHOFEN ist unscharf. Handelt es sich um einen Blog über Backsteine aus Wollishofen? Oder um Backstein-Architektur in Wollishofen? Es geht um beides. Aktueller Anlass ist allerdings die Ausstellung im Haus zum Rech über Backstein-Architektur in Zürich. Achtung! Sie ist nur noch bis Ende August offen!


Wollishofen ist kein Paradies für Backsteinbauten. Es gibt solche, aber sie sind (und waren auch in der Geschichte des Quartiers) nicht allzu häufig. Das bemerkt man auch in der genannten Ausstellung. Wenn ich es richtig gesehen habe, ist Wollishofen in der Ausstellung vor allem mit verlorenen – abgebrochenen – Beispielen präsent. Nur gerade die Rote Fabrik steht noch, die nun wirklich ein Paradebeispiel für Backstein-Fabrikarchitektur um 1900 darstellt. Zur Roten Fabrik konsultiere man aber den gleichnamigen BLOG.


Verlorene Wollishofer Backstein-Sehenswürdigkeiten


Eindrücklich zeigt die Ausstellung Bilder von Gebäuden der intensiven Backsteinphase der Jahrhundertwende um 1900. Die entsprechenden Bauten von Wollishofen sind indessen fast durchwegs bereits abgebrochen. Ein besonders eigenwilliges Gebäude, das das Zeug zu einer Wollishofer Sehenswürdigkeit gehabt hätte, ist bzw. war die Seestrasse 370, ein gestreiftes Gebäude im Spickel zwischen See-, Albis- und Bachstrasse.


Seestrasse 370. Erbaut 1875, abgebrochen 1937. Foto: Tiefbauamt Zürich. Baugeschichtliches Archiv Zürich.


Mich erinnert die Fassade an die Toscana, an die Kirchen in Florenz und Pisa. Oder an ein Haus im Pijama bzw. in gestreiften Socken. Das heute dort stehende Gebäude rechtfertigt den damaligen Abriss aus architektonischer Sicht keineswegs. Natürlich: Schon immer war Verdichtung ein Thema: in einer gestreiften Villa wohnten wenige Personen, der auf dem Areal erbaute Mehrfamilienblock gab und gibt Platz für zahlreiche Wohnungen!


Ein ähnliches Schicksal hatten auch die Villa Bellaria an der Hoffnungsstrasse 2 – eine herrliche Backsteinvilla aus der Gründerzeit – sowie mehrere Villen an der Kilchbergstrasse, besonders imposant war Nummer 65.


Villa Bellaria an der Zeller-/Hoffnungsstrasse (Hoffnungsstrasse 2). Baujahr 1889, abgebrochen 1959. Foto: Robert Breitinger. Baugeschichtliches Archiv Zürich.


Kilchbergstrasse 65. Erbaut 1890, abgebrochen 1950. Foto: Robert Breitinger 1891.

Baugeschichtliches Archiv Zürich.


Zu den verlorenen Bauten gehört inzwischen auch die Franz Garage am Mythenquai, Ecke Bachstrasse!


«Franz Garage» Bachstrasse 16. Erbaut 1890er Jahre. Aufnahme 1953.

Baugeschichtliches Archiv Zürich.


Ein erhaltenes Juwel


Ein kleinstädtisch anmutendes Einfamilienhaus an der Kilchbergstrasse erinnert an die einstige Backsteinpracht Wollishofens, allerdings in einer Kombination von Backstein- und Fachwerkbau. Ein Juwel!


Kilchbergstrasse 49. Baujahr 1887. Foto: Thomas Hussel.

Baugeschichtliches Archiv Zürich.


Erhalten sind zudem weitere wichtige Backsteinbauten, so vor allem an der äusseren Seestrasse ein Gebäude der ehemaligen «Wöschi» (Seestrasse 463) und die ehemalige Hamol-Fabrik (Seestrasse 513) sowie – vorderhand – die ehemaligen Fabrikbauten der Firma Locher in der Manegg.


Waschanstalt Zürich, erbaut 1876, Seestrasse 463, denkmalgeschützt (2000).

Foto SB (24.02.2022).


A propos Backsteine Wollishofen: Ist bekannt, dass in Wollishofen einst eine Ziegelhütte, eine Backsteinfabrik, stand? Am Wasser, beim heutigen Schiffssteg, erbaute Baumeister Staub vor der Mitte des 19. Jahrhunderts eine Produktionsstätte für Ziegel und Backsteine. Das Material, den Lehm, bezog er aus den Wiediker Gruben, die Produktion geschah nahe am Wasser, sodass Zulieferung wie auch der Abtransport übers Wasser möglich war. Auf dem Ölgemälde von Caspar Burkhard, das auch die Seegfrörni 1880 zeigt, ist im Vordergrund die Staub'sche Hütte zu sehen!


Einmal mehr: Tempi passati.


Caspar Burkhard. Die Ziegelhütte. 1880. Aus: Stauber (Tafel 24).



(SB)

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