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NEUERE ARCHITEKTUR

Wollishofen gilt mit der Siedlung Neubühl (siehe NEUBÜHL) als Mekka des neuen Bauens. Regelmässig tauchen interessierte Architektinnen bzw. Architekten sowie Studierende der Architektur mit Fotoapparaten ausgerüstet in der Siedlung auf, um die Bauten zu studieren – und eben zu fotografieren. Neben dem Neubühl sind aber viele weitere neuere Bauten besonders zu beachten – das 20. Jahrhundert hat auch seinen architektonischen Reiz (ebenso wie auch das 21.).

Neubühl.Tobias Frieman. TF236.


Fast gleichzeitig mit der Siedlung Neubühl wurden in Wollishofen zahlreich weitere Siedlungen von Baugenossenschaften hochgezogen. Der genossenschaftliche Wohnungsbau hatte in den 1920er und 1930er Jahren in Wollishofen Hochkonjunktur. Dabei entstanden verschiedene Formen und Stile – ein «dörflich» anmutendes «Raindörfli» wurde von der gleichen Baugenossenschaft erbaut wie die wuchtigen Häuser am Morgental, die städtischen Charakter und repräsentatives Wohnen zur Schau stellten (Gemeinnützige Baugenossenschaft Zürich 2). Dazu gehörte auch der Luxus eines eigenen Bades (siehe BAD AM SAMSTAGABEND).


Quellenhof


Ebenfalls von einer Baugenossenschaft getragen wurde der Neubau in der ersten Kurve der Albisstrasse – ein kombiniertes Geschäfts- und Wohnhaus bei der Haltestelle Post (neuerdings Renggerstrasse), der «Quellenhof».

Quellenhof (Post Wollishofen), Albisstrasse 8/10, Renggerstrasse 57. Sammlung MZ.

Gelaufen an einem 22. Tag eines unleserlichen Monats 1947.


Der Quellenhof wurde für die gleichnamige Genossenschaft vom bekannten Architekten Fritz Fischer in den Jahren 1931-33 erbaut. Die Post wurde wohl von Beginn weg in die Planung aufgenommen, offiziell eröffnet wurde sie erst 1935. Integriert waren auch eine Reihe kleiner Läden und Gewerbe, erst später zog für mehrere Jahrzehnte das Kreisbüro ein. Im Hochbau befinden sich zahlreiche Wohnungen (Albisstrasse 8 und 10 sowie Renggerstrasse 57).


Der Quellenhof ist architekturgeschichtlich bedeutend. So meint das Architekturhandbuch der Stadt (für die Quartiere Enge, Wollishofen und Leimbach): «Der Quellenhof steht mit seiner eleganten Krümmung entlang des Strassenverlaufs für die Bedeutung des zunehmenden Autoverkehrs in den 1930er Jahren. Das zur Albisstrasse vorgezogene, gewerblich nutzbare Erdgeschoss bildet eine Terrasse. Eine Stützenstruktur trägt vier massiv gebaute Wohngeschosse und ein Attikageschoss. Das Walmdach und die spitzen Erker verleihen dem Bauwerk eine expressive Note. Insgesamt strahlt der Quellenhof jene Dynamik aus, die ihn als Bau der Moderne kennzeichnet. Im kommunalen Inventar.»*


Fünfzigerjahre


Nach dem zweiten Weltkrieg war Wollishofen zwar noch nicht vollständig bebaut, aber die freien Areale wurden weniger. Nicht zuletzt auch aus arbeitsmarktlichen Gründen engagierte sich nach der Blütezeit der Baugenossenschaften nun auch die Stadt selber als Bauherrin von Wohnungen, so etwa bei der Siedlung an der Salomon-Vögelin-Strasse, wo auch ein renommierter Architekt verpflichtet werden konnte: Bruno Giacometti stammte aus der bekannten Bergeller Künstlerfamilie, Alberto und Diego waren seine Brüder, der Maler Giovanni sein Vater, Augusto war Cousin seines Vaters.


Die Betonung als Backsteinsiedlung mit schrägen Aussenwänden und «Aquarienfenstern» gibt sich modernistisch. Die Wohnungen haben indes einen relativ kleinen Grundriss. Sie können zweifellos als frühe Versuche «verdichteten Wohnens» gesehen werden. Die ruhige Lage und die benachbarte grüne Lunge des Friedhofs machen die Siedlung aber doch zur bevorzugten Wohnlage.


Salomon-Vögelin-Strasse 23/25. Baujahr 1956.

Architekten Bruno Giacometti, Robert Winkler. Bauherrschaft Stadt Zürich.

Foto: Michael Wolgensinger. Baugeschichtliches Archiv.



Obwohl das Haus Drosselstrasse 15 nicht so recht ins beschauliche Milieu der Drosselstrasse passen will, ist es in meinen Augen ein schönes Gebäude, das jüngst auch schön renoviert wurde. Typisch für die 50er Jahre ist die Mixtur der Materialien bzw. die Fassadengestaltung mit Backsteinen, Sichtbeton und Holz.


Drosselstrasse 15. Baujahr 1958. Foto SB 19.11.2021.


Ein schönes Beispiel überkommener 50er Jahre ist auch das Restaurant/Café Medina, das einst Regina hiess – vgl. BLOG. Man beachte auch den Reklame-Schriftzug des Coiffeur-Salons an der Albisstrasse 70.


Jüngste Bauten


Mit der Verdichtungsidee und den städtischen baurechtlichen Volksabstimmungen ist in Wollishofen das Baufieber ausgebrochen. Darüber habe ich schon mehrfach berichtet (v.a. Blogbeitrag Alle Jahre wieder). An dieser Stelle kann kein Überblick geboten werden. Es sollen nur einige (besonders gelungene) Beispiel genannt werden. So etwa das Haus Butzenstrasse 3, das an die Stelle der vormaligen Apostolischen Kirche trat. Ich finde es sehr gelungen.


Butzenstrasse 3. Foto: SB (19.2.2021).


Auch der «Lienihof», der von der Baugenossenschaft Zurlinden auf dem Areal der ehemaligen Schreinerei Lienhard und Söhne errichtet wurde, ist nicht nur von der Nutzung her, sondern auch betreffend Architektur passend und versöhnlich (vgl. Blogbeitrag Schreinerei).


Lienihof, Albisstrasse 129-133 (hier 129). Foto SB. 22.2.2022.


Als letztes Beispiel soll hier noch ein Wohnhaus an der Frohalpstrasse gezeigt werden, das noch vor der jüngsten Bauwelle errichtet wurde. Aesthetisch sehr schön und gut ins Ortsbild eingepasst. Sehr gelungen!


Frohalpstrasse 52. Foto SB. 4.3.2021.



Sebastian Brändli

 

* Gina Attinger, in: Baukultur in Zürich, Band 5, S. 111.

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