In den 1850er Jahren wurden an verschiedenen Schweizer Mittellandseen Spuren von früheren Siedlungen entdeckt, bei Wasserniederstand ragten Pfähle im Uferbereich aus dem Boden. Diese Reste menschlicher Bautätigkeit wurden alsbald vom Zürcher Archäologen und Altertumsforscher Ferdinand Keller, dem langjährigen Präsidenten der Antiquarischen Gesellschaft zu Zürich, mit dem Begriff «Pfahlbauer» bedacht.
Pfahlbau-Funde Wollishofen. Tafel I aus: Mitteilungen Antiquarische Gesellschaft 1886.
In Wollishofen führten die Bauarbeiten im Zusammenhang mit der Neugestaltung und Aufschüttung der Quaianlagen in Zürich zur Entdeckung und Untersuchung des Haumessergrundes, einer Untiefe unweit vom Wollishofer Seeufer. Der bei der Antiquarischen Gesellschaft aktive Sekundarlehrer Jakob Heierli (1853-1912), aus Herisau stammend, berichtete in den Mitteilungen der Gesellschaft im Jahre 1886 (22. Band) über die Ausgrabungen und die Befunde. Im Vorwort schreibt er: «Die folgenden Blätter geben von einer Bronzestation Kenntnis, welche zu den reichsten der Schweiz gehört und in unmittelbarer Nähe von Zürich, in Wollishofen, sich befindet.» Und er fährt weiter, dass man im Haumessergrund «Schlamm» ausgehoben habe, um die Quaianlagen Bürklis aufzufüllen! «Bei diesen Baggerungen stiess man auf Pfähle und in der Schlamm-Masse fanden sich Artefakte in grosser Zahl. Man war auf einen Pfahlbau gestossen, und wenn Dr. F. Keller noch unter den Lebenden weilen würde, so fände er seine Hoffnung, dass im Haumesser in Wollishofen ein Pfahldorf sich vorfinden möchte, glänzend gerechtfertigt.»
Waren die Wollishofer Pfahlbauer Wollishofer? Nein! Ich argumentiere so: Da diese Menschen vor dem Namensgeber Wolo lebten, können sie nicht als Wollishofer bezeichnet werden. Zudem ist keine Siedlungskontinität seit den Pfahlbauern im Gebiet des heutigen Wollishofen nachzuweisen.
Zünfter als Pfahlbauern
Ein Schmuckstück zur Geschichte der Pfahlbauer in Wollishofen möchte ich aber noch anfügen. Die Zunft Wollishofen hat in ihren jungen Jahren das Thema aufgenommen und ist beim Umzug am Sechseläuten 1902 als Pfahlbauer aufgetreten.
Zunft Wollishofen vor dem Bahnhof. Umzug 1902 zum Thema Pfahlbauer.
Zunft Wollishofen. Sammlung MZ.
(SB)
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